Inflationsängste nehmen zu
Wohin mit meinem Geld?
Die ältere Generation hat selbst schon eine Währungsreform erlebt. Unterschwellig kommt die Angst hoch, dass sich das wiederholen könnte. Die Inflationsraten steigen und Sparer fahren unterm Strich Verluste ein. Wer nachts nicht mehr ruhig schlafen kann, sollte nach Anlage-Alternativen suchen.
Gründe, die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen zu stützen, gibt es eigentlich genug: die Katastrophe in Japan, schwächelnde Euro-Länder, anfällige Großbanken. Trotzdem wird die Europäische Zentralbank (EZB) mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Zinsschraube drehen. Ihre Aufgabe ist es in erster Linie für eine stabile Währung zu sorgen. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters rechnen daher fast alle Banken mit einem Leitzinsschritt von 1 auf 1,25 Prozent. Und wahrscheinlich geht es demnächst weiter nach oben.
Die Inflationsgefahr nimmt spürbar zu. Der Verbraucher merkt dies schon bei den Lebensmittelpreisen. Bis zu 20 Prozent sind Brot, Obst, Gemüse und Kartoffeln auf Jahressicht teurer geworden. Hinzu kommen stark steigende Kraftstoffpreise. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes liegt die Inflationsrate in Deutschland im März bei 2,1 Prozent.
Im Euroraum bis zu fünf Prozent InflationIm Vergleich zu anderen Euroländern kommt Deutschland damit noch vergleichsweise glimpflich davon. Besonders hohe Inflationsraten gibt es laut EU-Statistikamt Eurostat in den südlichen Euro-Ländern. Mit an der Spitze steht Griechenland mit einer Inflationsrate von fünf Prozent. Innerhalb der nächsten zwei Jahre könnte auch Deutschland diese Größenordnung erreichen, und vielleicht sogar noch mehr, prognostiziert jedenfalls Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes.
Was überschuldeten Staaten im ersten Moment nicht ungelegen kommt, trifft Sparer hart. Wer sein Geld flexibel halten will, hat kaum eine Chance, realen Verlusten zu entgehen. Allein um den Wert zu erhalten, braucht man ein Tagesgeldkonto, das mindestens 2,1 Prozent Zinsen pro Jahr abwirft. Angebote in diesem Bereich sind rar, wie auch unser Tagesgeld-Vergleich zeigt. Nur sechs Konten sind am Start, die 2,1 Prozent oder einen Tropfen mehr abwerfen und gleichzeitig einem deutschen Einlagensicherungssystem angeschlossen sind.
Differenzierung bei SachwertenDie Angst, die Ersparnisse zu verlieren, ist groß. Viele fragen sich, wie sie ihr Vermögen schützen können. Früher wurden oft einfach Sachwerte als inflationssicher gepriesen. Die Geschichte hat allerdings gezeigt, dass diese Pauschalaussage nicht stimmt. Bereits in den 70er Jahren hatten wir in Deutschland Inflationsraten zwischen fünf und acht Prozent. Wer in dieser Zeit in Aktien, die zu den Sachwerten zählen, investiert hat, hatte ebenfalls wenig Freude. Der Grund liegt auf der Hand. Die Inflation macht nicht nur den Verbrauchern zu schaffen, sondern führt auch bei Unternehmen zu Problemen, weil diese beispielsweise für ihre Fremdfinanzierung hohe Zinsen zahlen und mit geringeren Margen leben müssen. Zudem sind Aktienmärkte vielen Einflüssen ausgesetzt, weshalb man ihnen weniger strategisch absichernden und mehr spekulativen Charakter zuspricht.
Rohstoffe hingegen entwickeln sich laut Experten oft parallel zur Inflation, weil sie selbst zu einem wesentlichen Preistreiber geworden sind. Bleibt das Investment in inflationsgeschützte Anleihen, Edelmetalle und Immobilien, wobei man bei Immobilien zwischen Büro- und Einzelhandelsgebäuden auf der einen und Wohngebäuden auf der anderen Seite unterscheiden muss. Konjunkturunabhängiger sind Mehrparteienmietshäuser. Hier wiederum trennt die Lage die Spreu vom Weizen. Den Vorzug haben wirtschaftlich starke Regionen wie beispielsweise Hamburg, München oder Stuttgart.
Edelmetalle: direkt oder indirektGold hat sich in der Vergangenheit als sicherer Hafen dann bewährt, wenn die Geldentwertungsraten fünf, zehn oder mehr Prozent betragen haben. Wer hier sein Geld parken will, dem stehen mehrere Wege offen. Gold oder Silber direkt am Bankschalter zu erwerben ist nicht günstig. Bei Gold zahlt man dafür bis zu 15 Prozent des Wertes. Kostengünstiger ist das Investment in Zertifikate, die den Gold- oder Silberpreis abbilden. Allerdings ist hier das Geld nur so sicher, wie die Bonität des Emittenten. Geht dieser pleite, ist auch das Geld futsch.
Alternativ kann man in Investmentfonds investieren, die Gold und andere Metalle im Portfolio haben. Hier ist das Fondsvermögen vom Vermögen der fondsbetreuenden Gesellschaft getrennt. Auch im Pleitefall des Herausgebers fließt das Fondsvermögen nicht in die Konkursmasse. Auch bei den Fonds gibt es Unterschiede. Ein Teil versucht über Optionen direkt von den Entwicklungen an der Rohstoffbörse zu profitieren. Die Mehrheit investiert in Aktien, deren herausgebende Unternehmen im Rohstoffbereich tätig sind.
Will man tatsächlich physisches Gold als Absicherung, wird man bei Exchange-Traded Commodities (ETCs) fündig. Das entsprechende Edelmetall ist beim Treuhänder hinterlegt und kann theoretisch bei einer Pleite des Emittenten angefordert werden.
Inflationsgeschützte AnleihenWeniger kompliziert ist das Investment in inflationsgeschützten Anleihen. Hierbei sind die Bonität des Emittenten, die Laufzeit sowie die aktuelle Bewertung entscheidend. Die Bewertung spiegelt die Erwartung des Marktes an die künftige Inflation wider.
Vom Bund sind derzeit drei inflationsgeschützte Anleihen auf dem Markt erhältlich, die drei, fünf und neun Jahre laufen. Die Verzinsung der auf neun Jahre angelegten inflationsgeschützten Bundesanleihe 9/20 beträgt 1,2 Prozent pro Jahr. Am Ende der Laufzeit wird der Inflationsausgleich gezahlt. Erst dann stellt sich heraus, ob sich das Investment im Vergleich zur konventionellen Anleihe gelohnt hat.
Eine normale Bundesanleihe bei gleicher Laufzeit wirft eine Verzinsung in Höhe von 3,3 Prozent ab. Bei einer Inflation von aktuell 2,1 Prozent ist die Rendite nach Inflation also identisch. Wer glaubt, dass die Inflation in den kommenden neun Jahren im Schnitt über 2,1 Prozent pro Jahr erreicht, fährt mit der inflationsgeschützten Anleihe besser. Sollte jedoch die Inflation lange Zeit unter 2,1 Prozent pro Jahr liegen, wäre man mit der konventionellen Anleihe besser weggekommen.
Die Absicherung gegen die Inflationsgefahr kann Geld kosten. Bedenken sollte man auch das mögliche Verlustrisiko, wenn man die inflationsgeschützte Anleihe vor dem Laufzeitende verkaufen möchte. Ist die Inflation gering, schlägt sich dies auch im Verkaufskurs nieder
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